Integration neuer Vorgaben zum Klimawandel in die Managementsystemnormen der ISO
Der Klimawandel ist eine enorme Herausforderung, die ein breites Engagement erfordert, da er erhebliche Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft hat. Angesichts dieser Auswirkungen gewinnt das Thema zunehmend auch für Managementsysteme an Bedeutung.
Um den Klimawandel effektiver in die Unternehmensprozesse zu integrieren, haben das Internationale Akkreditierungsforum (IAF) und die Internationale Organisation für Normung (ISO) wichtige Ergänzungen zu den Managementsystemnormen beschlossen. Ab dem 23. Februar 2024 müssen Unternehmen den Klimawandel systematisch in ihre Managementsysteme einbeziehen. Zertifizierungsstellen sollen die Aspekte des Klimawandels in ihre Audits integrieren.
Die Erweiterung bezüglich des Klimawandels betrifft sämtliche ISO-Standards für Managementsysteme des Typs A und umfasst u.a. folgende:
Die wichtigsten Punkte sind:
- Kapitel 4.1:
„The organization shall determine whether climate change is a relevant issue."
Unternehmen müssen nun im Rahmen der Kontextanalyse prüfen, ob der Klimawandel für sie relevant ist. Dies bedeutet, dass sie aktiv bewerten müssen, ob und in welchem Maße der Klimawandel ihr Geschäftsumfeld beeinflusst und welche potenziellen Auswirkungen er auf ihre Tätigkeiten hat. - Kapitel 4.2:
“Note: Relevant interested parties can have requirements related to climate change."
Es wird erwartet, dass Unternehmen die Anforderungen der Interessengruppen bezüglich des Klimawandels berücksichtigen. Dies bedeutet, dass sie die Bedenken und Erwartungen ihrer Stakeholder in Bezug auf den Klimawandel verstehen und in ihre Entscheidungsprozesse integrieren müssen. Bedeutung für Organisationen:
Organisationen mit ISO-Zertifizierung müssen den Klimawandel in ihre Analyse des Unternehmenskontexts einbeziehen. Falls relevant, muss der Einfluss des Klimawandels im Managementsystem behandelt werden.
Auswirkungen auf zertifizierte Managementsysteme:
Die International Accreditation Forum (IAF) bestätigt, dass es sich bei den Änderungen nicht um neue Anforderungen handelt, sondern um eine Klarstellung bestehender. Sie fördern ein umfassendes Verständnis und Management der Klimarisiken, die sowohl physische Risiken (wie Extremwetterereignisse) als auch Übergangsrisiken (wie regulatorische Änderungen und finanzielle Belastungen) umfassen.
Zertifikate behalten ihre Gültigkeit, aber die neuen Anforderungen müssen sofort umgesetzt werden und werden direkt von den Auditoren geprüft. Bei Nichtbeachtung wird sofort eine Nichtkonformität festgestellt, die behoben werden muss.
Zertifikate behalten ihre Gültigkeit, aber die neuen Anforderungen müssen sofort umgesetzt werden und werden direkt von den Auditoren geprüft. Bei Nichtbeachtung wird sofort eine Nichtkonformität festgestellt, die behoben werden muss.
Relevanz für verschiedene Standards: Es wird nun explizit erwartet, dass der Klimawandel systematisch in die Überlegungen einbezogen wird, um die Auswirkungen auf das Unternehmen und sein Managementsystem zu verstehen und umgekehrt. Die Auswirkungen können je nach Standard, geografischer Lage und Art der Organisation variieren.
Was müssen Sie als zertifiziertes Unternehmen beachten:
Als Zertifizierungsstelle werden wir die neuen Anforderungen in unsere Audits einfließen lassen und darauf achten, ob die zertifizierten Organisationen alle relevanten Themen, einschließlich des Klimawandels, angemessen berücksichtigen. Sollte eine zertifizierte Organisation nicht nachweisen können, dass sie alle relevanten Themen, einschließlich des Klimawandels, angemessen berücksichtigt hat, werden wir gemäß unserer üblichen Praxis eine entsprechende Feststellung treffen.
Weitere Informationen finden sich im Kommuniqué von IAF und ISO sowie auf deren Websites.
Was sind die neuen Anforderungen für ISO-Managementsystemnormen und wie werden diese integriert?
Unternehmen müssen in ihren ISO-Managementsystemen den Klimawandel systematisch berücksichtigen und alle relevanten internen und externen Aspekte in ihre Managementsysteme einzubeziehen. Dies umfasst eine Bewertung, ob der Klimawandel für die Organisation relevant ist (umgesetzt in Kapitel 4.1) und die Berücksichtigung von Anforderungen relevanter Interessengruppen bezüglich des Klimawandels (umgesetzt in Kapitel 4.2).
Was bedeutet es, wenn Unternehmen den Klimawandel als „relevant“ einstufen müssen?
Wie sollten Unternehmen die Anforderungen ihrer Interessengruppen bezüglich des Klimawandels berücksichtigen?
Welche Auswirkungen haben die neuen Anforderungen auf bestehende Zertifizierungen?
Was ist für Organisationen mit mehreren Managementsystemen zu beachten?
Wie wirken sich die Änderungen auf die Durchführung von Audits aus?
Was sollten Unternehmen tun, um sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten?
Wo können Unternehmen weitere Informationen zu den neuen Anforderungen finden?
Mit der Veröffentlichung der neuen Ergänzungen wird die Berücksichtigung des Klimawandels in ISO-Managementsystemen verpflichtend, um der globalen Bedeutung des Themas gerecht zu werden. Diese Neuerung stärkt nicht nur das Engagement der Unternehmen für Umweltverantwortung, sondern verbessert auch ihre Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit durch eine nachhaltige Ausrichtung.
Anette Dési – Leiterin Team Nachhaltigkeit der DEKRA Certification GmbH